2. Eye Camp – August 2010 – St. Joseph Hospital, Moshi, Tansania
Vorbereitungsarbeiten für das Eye Camp
Ich traf am Dienstagnachmittag in Moshi ein. Wie schon vergangenen Jänner im Kwalukonge Health Center machte ich auch dieses Mal die Voruntersuchungen für das Eye Camp im St. Joseph Hospital. Das Team von „Sehen ohne Grenzen“ startete am Samstag mit den Operationen. Ich hatte vier Tage Zeit für die Vorbereitungen und Voruntersuchungen. Father Peter Mohati von den Rosminians, der auch schon beim Eye Camp im Jänner mitgearbeitet hatte, unterstützte mich tatkräftig. Er dolmetschte für mich und führte auch den Sehtest mit den Patienten durch.
Es war das erste Mal, dass im St. Joseph Hospital Augenoperationen durchgeführt wurden. Dieses Krankenhaus gehört den Kilimanjaro Sisters. Die Leiterin, Sister Dr. Urbani Lyimo, ist vielen von Life Earth bestens bekannt – sie war auch schon drei Mal in Österreich.
Das Eye Camp dauerte diesmal drei Tage. Primar Dr. Markus Grasl vom LKH Bruck an der Mur führte die Kataraktoperationen (Grauer Star) durch. Wir hatten jetzt schon rund 60 Patienten untersucht, bei vielen war der Graue Star bereits so dicht, dass sie beinahe blind waren. Mit Hilfe der Operation sind diese Menschen wieder in der Lage, den Alltag alleine zu meistern. Aber nicht jeder kann sich eine Kataraktoperation leisten – und gerade diesen Patienten helfen die Organisationen „Life Earth“ und „Sehen ohne Grenzen“. Es ist für mich schon ein spürbarer Unterschied zwischen der Bevölkerung hier, am Fuße des Kilimanjaro, und den Menschen in Kwalukonge, einem Massaigebiet in der Region Tanga. Die Leute hier sind viel selbstbewusster. Sie haben auch leichter Zugang zu medizinischer Versorgung und zu Bildungseinrichtungen.
Nikolaus Girstmair (HTL Lehrer aus Lienz) hatte diesmal unsere Spaltlampe aus Österreich aufgebaut und in Betrieb genommen. Ich war wirklich froh, bisher hatte ich ein uraltes Gerät aus dem Kibosho-Hospital (Moshi) leihweise zur Verfügung. Diesen Nachmittag erhielt ich auch ein Internet-Modem. Wirklich ein Glückstag! Oft sind es Kleinigkeiten, die bei uns zu Hause selbstverständlich sind und hier zu einem Problem werden können. Aber letztendlich findet sich immer eine Lösung. Man muss nur – wie bei Life Earth-Einsätzen in Afrika bereits bestens bekannt – immer einen Plan B oder Plan C bereit haben. Improvisationskünste sind in Afrika immer sehr gefragt.
Es war zehn Uhr abends, ich kam gerade von der Farewell-Party, die Sister Dr. Lyimo für ein amerikanisches Chirurgenteam organisiert hatte. Sie hatten zwei Wochen lang allgemeinchirurgische Operationen im St. Joseph Krankenhaus durchgeführt. Am nächsten Tag flogen sie zurück nach Florida. Gut so, denn danach brauchten wir den Operationssaal. Nach den Untersuchungen bereiteten wir den Operationssaal für das Eye Camp vor. Also wieder ein langer, arbeitsreicher Tag, aber auch ein gutes Gefühl, den Menschen hier zu helfen.
Das Eye Camp im St. Joseph Hospital in Moshi
Samstag, 7. August 2010:
Freitag am späten Nachmittag hatten wir die Voruntersuchungen für das Eye Camp abgeschlossen. Wir hatten sehr viele Patienten für das Screening, die genaue Anzahl war erst nach dem Abschließen aller Patientenunterlagen bekannt.
Das Team von „Sehen ohne Grenzen“ kam wohlbehalten und mit all dem Gepäck für das Eye Camp in Moshi an. Nicht so gut erging es Gerhard Gindl von Life Earth. Seine Tasche kam nicht in Nairobi an. Bislang gab es keine Information über den Verbleib. Das war natürlich sehr ärgerlich, denn seine ganze Ausrüstung für die Kilimanjaro-Besteigung befand sich in dieser Tasche.
Dr. Markus Grasl führte die Augenoperationen durch, er wurde unterstützt von Diplomkrankenschwester Maria Gruber, ebenfalls vom LKH Bruck, und seinem Sohn Stefan Grasl aus Wien. Für die Vorbereitung und Voruntersuchung vor Ort waren zuständig: Dr. Christian Mlundwa vom Kibosho-Hospital, Father Peter Bahati und ich. Unterstützt wurden wir von Dr. Rudolf Sieben, einem Gast aus Deutschland (Aachen).
Samstag um 9 Uhr morgens traf unser Augenteam im St. Joseph Hospital ein. Es dauerte rund 1,5 Stunden bis alles an seinem Platz war, das Operationsmikroskop montiert, der Sterilisator getestet, das ganze Equipment griffbereit und sich jeder seinen Arbeitsplatz organisiert hatte. Wir waren bereits ein eingespieltes Team, alles ging schnell und reibungslos. Nur einmal war Plan B notwendig, das Biometriegerät streikte. Glücklicherweise hatten wir dank Dr. Mlundwa eine Stunde später ein Ersatzgerät aus Kibosho zur Verfügung. Der HTL Lehrer Nikolaus Girstmair hat uns auch durch seine Tätigkeit die Arbeit sehr erleichtert (Höhenverstellung an der Spaltlampe und diverse andere Dinge).
Dr. Grasl hatte am Vortag an zehn Patienten Kataraktoperationen durchgeführt. Teilweise sehr schwierige Fälle, die von anderen Krankenhäusern hier in der Kilimanjaro-Region abgewiesen wurden. Operationsbetrieb war bis 19 Uhr. Die Atmosphäre war sehr angenehm. Der deutsch-österreichische Schmäh lief gut. Auch unsere Extrem-Sportler vom Projekt „Bottom to Top“, der blinde Bergsteiger Andy Holzer und Franz Preihs, hatten uns am Nachmittag besucht. Müde und erschöpft, aber guter Laune kehrten wir ins Kenyatta Hotel zurück.
Sonntag, 8. August 2010:
An diesem Morgen gab es bei der Visite viele glückliche Patienten. Das ist wirklich der schönste Moment bei den Eye Camps. Manche können es gar nicht fassen, dass sie nach so langer Zeit im Dunkeln wieder sehen können. Da fließen auch manchmal Freudentränen. Insgesamt wurden an diesem Tag an zwölf Personen Kataraktoperationen durchgeführt. Dr. Rudolf Sieben hatte uns auch wieder unterstützt.
Am Abend kehrten Gerhard, Nikolaus und Michael (HTL Schüler) erfolgreich aus Arusha zurück. Die Solaranlage im „Tumaini Health Center“ konnte erfolgreich installiert werden. Gemeinsam verbrachten wir einen schönen Abend im Restaurant „El Rancho“. Das Essen und die Stimmung waren sehr gut.
Montag, 9. August 2010:
Es war der letzte Operationstag unseres Eye Camps. Wie schon in den vergangenen zwei Tagen war auch an diesem Tag wieder ein buntes Treiben vor unseren Behandlungsräumen. Die Patienten warteten auf die Operation, andere wurden nach einer Nacht Spitalsaufenthalt entlassen. Alle wurden von Angehörigen eskortiert, es war eine große Sache für die Menschen hier. Es wurde den ganzen Tag operiert, das Team war gut eingespielt, alles verlief ohne Komplikationen.
Nach einer kurzen Mittagspause hatten wir auch Besuch von der nationalen Eyekoordinatorin Dr. W. H. Shangali. Sie wurde von der Regierung bestellt, um durch verbesserte augenärztliche Versorgung der Bevölkerung, Blindheit weitgehend zu verhindern. Sie koordiniert Augenprojekte in der Kilimanjaro-Region.
Zwölf Patienten wurden an diesem Tag von Markus Grasl operiert.
Gesamtstatistik
Eye Camp – August 2010
- 183 Untersuchungen
- 40 Operationen
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